Lehnstedt

Kalthausgemeinschaft


Im Jahre 1957 wurde in Lehnstedt ein Kühlhaus für die Dorfgemeinschaft gebaut. Der Landwirt Hans Hahlbom stellte dafür kostenlos ein Grundstück auf seinem Hof an der heutigen Schulstraße zur Verfügung.

Das Kühlhaus war zur gemeinschaftlichen Vorratshaltung gedacht. Hier konnten die Hausfrauen die Lebensmittel für ihre Familien länger lagern. Bei Hausschlachtungen auf den Höfen fielen große Mengen Schweinefleisch, Rindfleisch und Schaffleisch an, auch viel Geflügel (Hähnchen, Hühner, Enten, Gänse) wurde gemästet und geschlachtet.

Da die privaten Haushalte in diesen Zeiten noch nicht über Gefrierschränke oder -truhen verfügten war ein Kühlhaus die einzige Möglichkeit, das viele Fleisch sowie auch Gemüse aus den Bauerngärten tiefkühlfrisch zu halten. Zuvor wurde das Fleisch haltbar gemacht durch Pökeln, Räuchern, Trocknen oder Einlegen in Salzlake. Das war sehr aufwendig und auch nicht jedermanns Geschmack. Und die Haltbarkeit war viel kürzer. Es ergab sich mit einem Kühlhaus auch die Möglichkeit ganzjährig zu schlachten, nachdem es bisher nur im Winter möglich war. Ein Kalthaus erhöhte die Lebensqualität der Lehnstedter erheblich, denn es kam nun öfter Fleisch auf den Tisch. Auch die örtliche Jägerschaft hatte hier die günstige Möglichkeit, das Wildbret vor der Verarbeitung als Ganzes zu kühlen.

Kalthaus

In 1957 taten sich 43 Haushalte (zumeist Bauern) aus Lehnstedt zusammen und gründeten die Kalthausgemeinschaft Lehnstedt e.V. Es sind diese Gründungsmitglieder notiert: Heinrich Behrens, Hermann Bolten, Johann Büggeln, Wilhelm Böttjer, Hermann Brummerloh, Alfred Brecht, Hinrich Brünjes, Heinrich Cordes, Dietrich Ficken, Heinrich Ficken, Kurt Martin Ficken, Henry Ficken, Willi Fleischer, Friedrich Freter, Hans Hahlbom, Helmut Hein, Theodor Illjes, Martin Kück, August Kohlhoff, Hermann Kühl, Emil Klawitter, Wilhelm Knieriem, Reinhard Krüger, Wilhelm Lange, Hinrich Mehrtens (Lehnstedt), Hinrich Mehrtens (Born), Johann Mehrtens, Frieda Meyer, Bernhard Nührenberg, Martha Nührenberg, Meta Nührenberg, Bernhard H. Nührenberg, Willi Otten, Anna Petersen, Bernhard Semke, Frau Siebert, Wilhelm Schlüterbusch, Hinrich Steilen, Karl Stolz, Christoph Tietjen, Hinrich Vollmer, Wilhelm Werner, Ida Würtz.

Vereinsvorsitzender war damals Hans Hahlbom (1957-1974). Es folgten in diesem Amt: Else Lübsen (1974-1984), Theodor Kohlhoff (1984-2004) und Kurt von Öhsen (2004-2010) und Joachim Lübsen (seit 2011-2012). Kassenführer des Vereins waren: Heinrich Prigge, Ludwig Nührenberg, Heinrich Ficken (1975-1982), Johann Schumacher (1982 bis 2012). Die beiden letzteren waren waren gleichzeitig auch Protokollführer.

Gebaut wurde 1957 für die Summe von rund 28.000 DM ein Kühlhaus von 8,70 x 5,40 m Grundfläche mit einem Null-Grad-Raum, einem Vorfroster und einem Tiefkühllager mit einer Temperatur von mindestens -18°C. Im Vorraum befand sich Schaltkasten und Kühlaggregat. Die technische Ausstattung kam von der renommierten Firma Frigidaire. Ortsansässige Handwerker wie Wilhelm Knieriem, August Kohlhoff und Hermann Kühl und Alfred Kück waren auch am Bau beteiligt. Um die Kosten für den Kalthausbau zu decken wurden die einzelnen Fächer vermietet, damals zum Preis von 400,- DM für ein 200-Liter-Fach. Durch diesen hohen Mietpreis war das Darlehen bei der Kreissparkasse bereits nach 5 Jahren abbezahlt. 1963 kostete die 200-Liter-Fachmiete 30,- DM im Jahr, 1975 bereits 72,-DM und in 1983 100,- DM. Im Kühlhaus befanden sich 72 Kühlfächer, die Platz boten für 100 Liter (16 Fächer) und 200 Liter(56 Fächer). Um Zugang zum Gebäude zu bekommen konnten die Mitglieder der Gemeinschaft die Schlüssel 50 Jahre lang beim Landwirt Lübsen auf der Diele und auch viele Jahre (bis 1992) beim Kaufmann Büggeln abholen.

In den letzten 5 Jahren hatte jedes Mitglied einen eigenen Türschlüssel für das Kalthaus. Die Kalthausgemeinschaft bestand 2012 noch aus 42 Mitgliedern. Da es in den umliegenden Dörfern schon seit Jahren keine Kühlhäuser mehr gab, waren darunter auch mehrere auswärtige Mieter. Der Einzugsbereich ging bis Hagen und Sandstedt. Seit der Jahreshauptversammlung 2009 betrug der Mietpreis 30 Euro jährlich für ein 100-Liter-Fach sowie 60 Euro im Jahr für ein 200-Liter-Fach. Die Stromkosten beliefen sich zu diesem Zeitpunkt auf etwa 3000 Euro pro Jahr. Zum Schluss war das Kühlhaus nicht mehr völlig ausgelastet, einige Fächer blieben frei.

Im März 2012 hat sich die Kalthausgemeinschaft Lehnstedt e.V. nach 55 Jahren aufgelöst. Die Schließung des Kühlhauses wurde auf der Mitgliederversammlung am 06.02.2012 einstimmig beschlossen, da eine Weiterführung aufgrund hoher zu erwartender Reparaturkosten an Dach, Aggregat und Elektroinstallation nicht mehr wirtschaftlich war. Zum 28. März 2012 mussten alle Fächer geräumt sein, dann wurde abgeschaltet. Die Schließung traf viele Dorfbewohner schmerzlich. Wie zum Zeitpunkt der Gründung beschlossen, fiel die Immobilie 2012 zurück an den Hof Hahlbom/Lübsen.

Dies waren die letzten notierten Mieter des Kühlhauses: Thomas Mehrtens, Martin Wittmayer, Martina Kursawsky, Olaf Lübsen, Johann Schumacher, Alfred Kück, Uwe Kister, Heinz-Jürgen Klawitter, Hannelore Kuhse, Ralf Reinhard, Thomas Wöstefeld, Walter Danielzig, Willi Zimmermann, Bernhard Nührenberg, Gerhard Siebert, Dieter Petram, Jürgen Zorn, Erich Mehrtens, Heinz-Ludwig Schumacher, Frieda Freter, Dirk von Öhsen, Christopher Otto, Thomas Illjes, Andreas Freter, Hartwich Mehrtens, Jürgen Schlüterbusch, Bernd Semke, Edeltrud Baumann, Hinrich Steilen, Georg Meyer, Birgit Palait, Marita Tiepelmann, Helmut Hein, Klaus Böttjer, Hinrich Ficken, Gerhard Zapp, Bernhard Mehrtens, Else Schumacher, Arnold Rohde, Meike von Glahn, Wilhelm Schlüterbusch, Volker Dreyer.

Der alte Lehrer Prigge hat für die Reinhaltung des Gebäudes vor vielen Jahren diese Verse gereimt, die bis zum Schluss noch im Vorraum aushingen und Gültigkeit besaßen:

ReinerTisch